Himmelschreiende Frechheit

Sechs Milliarden Schweizerfranken musste der Bundesrat der UBS in dringlicher Beschlussfassung, ohne vorherige Zustimmung des Parlaments, zukommen lassen, damit das Flaggschiff unserer Schweizer Banken überhaupt noch handlungsfähig ist. Für 69 Milliarden wurden derselben Bank noch faule Papiere abgenommen. Hätten diese Papiere noch irgendeinen gesicherten Wert, wären sie wohl kaum dem Schweizervolk überschrieben worden. Der Bodensatz ist noch nicht sichtbar, noch weiss niemand, mit welchem dicken Ende die dummen Schweizer Sparer noch konfrontiert werden. Die Börse traut dem faulen Zauber auch nicht, und wir selber täten gut daran, mit dem Aufatmen noch ein wenig Zurückhaltung zu üben. Uns siehe da: Es werden schon wieder Boni in Milliardenhöhe ausgesprochen.

Zehntausende Arbeitnehmer sind gezwungen, in Kurzarbeit zu gehen, und verlieren somit fünf bis zehn Prozent ihres Gehalts, welches immer so berechnet ist, dass es gerade so reicht. Sie haben all die guten Jahre mit ihrer Arbeit tüchtig dazu beigetragen, dass sich gewisse Abzocker die Taschen füllen konnten. Wer, wenn nicht sie, hätten doch mal Boni in einem gerüttelten Mass verdient. Ihnen ist nun beileibe keine Schuld an der Misere, in welche sie von übergierigen und verantwortungslosen Geldmagnaten gesteuert wurden, anzulasten. Und dieselben sollen nun wieder unverzüglich Boni erhalten. Ja sind die etwa am Verhungern? Die müssten doch wissen, dass sie Unterstützung erhalten, falls ihr karger Lohn unter das gesetzliche Minimum fällt. Einfach anmelden.

Und wer ist nun der Meinung, dass obgenannte Nimmersatte unbedingt wieder Boni erhalten sollten? Der ehemalige UBS-Finanzexperte und heutige Finma-Chef (eidgenössische Finanzmarktaufsicht) Herr Eugen Haltiner hat sich scheinbar auf die Fahne geschrieben, seinen darbenden ehemaligen Kollegen unter die Arme zu greifen. Früher gab’s im «Nebelspalter» eine Rubrik «Schämdi». Das wäre hier wohl angebracht.

Wo sind die Worte und Taten unseres Finanzministers Herr Bundesrat Hans-Rudolf Merz? Wer gegenüber der UBS in der heutigen Situation keine Nullrunde durchzusetzen vermag; wer Boni vor einer nachvollziehbaren Konsolidierung dieses Instituts nicht unterbindet, der hilft schwer erarbeitete Spargelder zu verschleudern und reichen Leuten ihre Pfründe zu sichern und ist deshalb fehl am Platz. Er sollte mal aus der Erfahrung mit seiner eigenen Kantonalbank zehren.

69 Milliarden Franken in zwei Millionen Geldbeutel von Arbeitern und Angestellten mit einem Jahreseinkommen unter 90 000 Franken ergäben je Geldbeutel 35 000 Franken. Welch wackeren Ruck auf der Konsumentenseite würde dies auslösen. Das viele Geld würde bei Abertausenden von Arbeitgebern und Arbeitnehmern vorbeischauen, zu ihrer Arbeitsplatzsicherung beitragen und letztendlich wieder als Anlage auf einer Bank (es muss ja nicht unbedingt die UBS sein) landen.

Liebe UBS, mach endlich die Löhne und Gehälter Deiner Manager transparent, damit der einfache Bürger ersehen kann, mit wie wenig Einkommen Deine notleidenden Manager ihr Leben fristen müssen.

Adalbert Hospenthal Unterdorf 23, 9413 Oberegg
Quelle: Tagblatt – 28.01.2009

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